Vor genau 70. Jahre war offiziell der 2. Weltkrieg beendet, am 8. Mai 1945 um 23 Uhr. Generaloberst Jodl unterzeichnete am 7. Mai 1945 in Reims im Hauptquartier von General Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs.
Das "tausendjährige" Nazi-Reich versank in einem Meer aus Blut und Tränen. Als am 8. Mai die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Menschen tot. Gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf der großen Flucht.
Deutschland wurde von den Siegermächten in Besatzungszonen geteilt: in Britische, Sowjetische, Französische und Amerikanische.
Ganz Bayern und darüber hinaus gehörte zu der Südostzone, also zu der Amerikanischen Zone, bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Mai 1949.
In der Nähe von Freyung gab es vor genau 70. Jahren, seit Mai 1945 ein Kriegsgefangenenlager der Amis : P.O.W. Sonndorf (Prisoners of War) kurz Camp Sonndorf genannt.
Leider findet man nur unzureichende Informationen darüber. Durch mein Interesse der Heimatgeschichte habe ich ein wenig selbst recherchiert, hier also mein kurzes Referat:
Nach dem verlorenen Krieg gab es hunderte Kriegsgefangenlager in Deutschland. Camp Sonndorf war eine Aussenstelle vom Lager Plattling (Bayern). Ideal durch die geografische Lage an der Grenze zur Tschechoslowakei, wo dahinter die Rote Arme stationiert war und der Infrastruktur. Also die Nähe der Stadt Freyung, eine Hauptstraße B12 nach Passau und intakte Schienenverkehr zu Plattling. Commanding und Contracting Offizier war
Richard E. Fletcher aus Iowa, der für den Aufbau des Camp im Mai 1945 zuständig war.
Das Kriegsgefangenenlager war für ca. 1.300 Flüchtlinge und Heimatvertriebene gedacht, wobei aber durchaus bis zu 2.000 Mann untergebracht wurden.
Das Camp Sonndorf befand sich direkt neben der B 12, Abzweigung Hinterschmiding. Von der Ortschaft Sonndorf - Lagerstraße bis über den Saußbach in Richtung Kreuzberg. (etwa heutige Industriegebiet und Bundeswehr). Dieses Gebiet wurde weiträumig beschlagnahmt, mit Stacheldraht umzäunt und Bestand aus Zelten und Hütten, wobei die SS Gefangenen separat hinter meterhohen Zäunen gesperrt wurden.
Die Gefangenen in täglich wachsender Zahl, darunter Verwundete und Amputierte, vielleicht auch Kindersoldaten der Hitlerjugend kamen aus ganz Europa der Wehrmacht. Die Soldaten aus Südeuropa kamen meist über Passau, die der Ostfront über Grafenau nach Camp Sonndorf. Hier wurden sie in sogenannte Sektionen eingeteilt.
Anfangs war das
überleben im Camp sehr hart, die Amerikaner hatten logistische Probleme, tagelang bekamen die Gefangenen nichts zu essen. Aus ihrer Not hatten sie Grass gefressen, z.B. Löwenzahnsuppe die sehr bitter schmeckte. Die Genfer Konventionen, über Menschen -und Völkerrecht wurde außerdem kurz außer Kraft gesetzt, die deutschen wurden als feindliche Kräfte gesehen. Trotzdem wurde ein Feldlazarett hinter den Saußbach errichtet. Von den Kriegsgefangenen wurde berichtet, dass sie von den GI's relativ gut behandelt wurden. (im Vergleich zu anderen Lagern). Natürlich gab es auch hunderte von Menschen die durch Hunger, Krankheit oder Flucht (Erschießungen) starben. Diese Toten wurden in Baracken aufeinander-gestapelt und gelagert, später mit Lastwagen abtransportiert und in ein Massengrab beerdigt.
Einige von ihnen, meist junge Männer mussten, beziehungsweise durften unter Aufsicht arbeiten.
Überwiegend im Straßenbau Richtung Grafenau oder Passau, ein Wiederaufbau der Infrastruktur die nach dem Krieg ziemlich zerstört war.
Das Camp bestand gut drei Jahre, immer wieder wurden einige Entlassen oder in ein anderes Lager verlegt. Einige kamen vor Gericht andere waren danach freie kriegsgezeichnete Männer.
Hier ein Bericht von Herr Stolpmann der nun in Neuseeland lebt - Übersetzt:
.... Mit Leutnant Becker marschierten wir mit 15 Mann zurück von Tschechoslowakei zur deutschen Grenze. Alle Truppenbewegungen waren streng verboten und mussten einer bestimmen Reihenfolge erliegen, die Waffen legten wir schon nieder. Wir wollten eine Gefangennahme durch den Russen vermeiden und ergaben uns den amerikanischen Soldaten.
Wir wurden durchsucht und mit dem Lastwagen in ein kleinen Dorf im Bayrischen Wald gebracht. Später fanden wir heraus, das es sich um Sonnorf handelte, ein praktisch großen umgepflügten Kartoffelfeld, schräg nach unten mit einer weitläufigen Wiese und einem Fluss.
Das war unser Segen, mit der Möglichkeit uns zu waschen und zu trinken. Da immer mehr Jugendliche in Luftwaffenhelfer Uniformen ankamen, wurden wir alle in sogenannte Sektionen zusammengetrieben, meine war Abschnitt 16.
Es gab keine Einrichtungen jeglicher Art bei Sonndorf, außer einem alten, verlassenen Bauernhof und Stall, die von den Amerikaner besetzt wurden. Ältere erfahreneren Soldaten die von der russischen Front kamen, begannen sofort eine Grube zu graben und mit einem Baumstamm ein Klo zu fertigen, der wurde auch als Donnerbalken bezeichnet.........
weiterlesen auf:
http://dachaukz.blogspot.de/2011/03/sonndorf-pow-camp-to-dachau-kz.html
Ausserdem gibt es ein Buch von Josef Beer der über das Lagerleben im Camp Sonndorf berichtet.
Es heißt:
Gott mit uns: Notizen eines deutschen Soldaten, erschienen im Books on Demand Verlag (September 2014).
Quellen:
dachaukz.blogspot, vksvg.de Vermisstenforum, Gmde. Hinterschmiding, E-Book Gott mit uns, Zeitzeugen. HK